Besuch der Schirmherrin und Staatsministerin Emilia Müller am 10.06.2016

Am Freitag, den 10. Juni war es so weit: Schirmherrin und Staatsministerin Emilia Müller besuchte das Netzwerk Inklusion Landkreis Tirschenreuth in der Stadthalle in Erbendorf. Über 130 Gäste aus Politik und Gesellschaft kamen zur Projektvorstellung. 

Seit August 2015 gibt es das Netzwerk Inklusion für Teilhabe und Lebensqualität im ländlichen Raum gemeinsam mit derzeit 13 Netzwerkpartnern aus den Bereichen Arbeit, (außerschulische) Bildung und Freizeit. Beim Auftakt im Oktober kam statt der Ministerin noch Amtschef Höhenberger.

Landrat a.D. Karl Haberkorn und Christina Ponader, Projektleitung sowie Ulrich Macht, AG Mitwirkung begrüßten die zahlreichen Gäste. Die Grußworte von stellvertretendem Landrat Dr. Alfred Scheidler und Bürgermeister Hans Donko machten Mut: „Gemeinsam sind wir stark – gemeinsam können wir im Landkreis auch etwas in Sachen Inklusion bewegen.“ In der Projektvorstellung machten die Moderatoren Macht und Ponader deutlich, dass Inklusion eine wichtige Aufgabe für alle ist. Es bedeutet: Jeder bringt in die Gesellschaft, an seinem Arbeitsplatz, in der Freizeit ein, was er/sie gut kann. Dadurch entsteht etwas, was keiner von ihnen alleine geschafft hätte. Konkret zeigt sich Inklusion in der Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderungen, mit und ohne Migrationshintergrund, jung und alt, allen Geschlechtern, mit hohen und niedrigem Bildungsgrad, mit und ohne finanzielle Ressourcen.

Schirmherrin Müller machte in ihrer Ansprache ihr persönliches Verständnis für die Sache deutlich: „Mein Bruder hat eine Behinderung. Ich bin froh, dass es Experten gibt, die sich um Menschen mit Behinderung kümmern – ich bin aber auch froh, dass es immer mehr um Selbstbestimmung und Mitwirkung geht.“ Sie erläuterte die staatlichen Fördermöglichkeiten im Bereich vom Stadtumbau wie im Programm Bayern Barrierefrei 2023, im Bereich von Arbeit mit Außenarbeitsplätzen, Integrationsfirmen und anderen Zukunftsprojekten, im Bereich der Mitgestaltung von Gesellschaft mit Internetseiten und Beratungsangeboten mit Leichter Sprache.

Prof. Markowetz von der LMU München, der das Projekt wissenschaftlich berät, erzählte mit Stolz von den Veränderungen in den Köpfen der Menschen in Mitterteich und im Landkreis Tirschenreuth. „Change management heißt etwas auftauen, etwas in Bewegung bringen. Das ist hier an vielen Stellen gelungen. Inklusion muss zukünftig immer mehr selbstverständlich werden. Wir brauchen ein gerechteres, humaneres und sozialeres Miteinander.“ Er überbrachte außerdem Grüße aus Burkina Faso, wo er ein ähnliches Projekt begleitet.

Friedrich Wölfl, Sprecher des Inklusionsbeirats Mitterteich berichtete sehr anschaulich, was verständliche Sprache heißt. „Wir stellen uns diese Fragen: Was kann Sprache zur Inklusion beitragen? Was sollte man im Umgang mit Menschen mit Behinderung  beachten? Wie sollte man über Menschen mit  Behinderungen sprechen? Wie können wir Behörden, Zeitungen, Organisationen zu verständlicherer Sprache bewegen? Wo findet man schon Texte in „Leichter und verständlicher Sprache“?“. Besonders das Sprechen über Menschen mit Behinderung ist noch von einer „trotzdem-glücklich“-Haltung geprägt. „Wenn sie jemanden sehen, der an den Rollstuhl gefesselt ist – binden Sie ihn los!“ Behinderung ist Normalität und hat nichts mit Schicksal und Mitleid zu tun, sondern mit Begegnung auf Augenhöhe und Ernstnehmen der Person in all ihren Facetten.

Die Klasse 9b und Lehrer Reiner Summer von der Realschule im Stiftland aus Waldsassen berichteten in Wort, Film und Bild von ihrer Begehung von Schule und Schulweg nach den Kriterien der Barrierefreiheit. Ihr Fazit: „Wir könnten kurzzeitig schon einen Schüler mit Behinderung aufnehmen, aber auf die Dauer wären größere Umbaumaßnahmen und ein Weiterdenken notwendig!“ Reiner Summer war sehr stolz auf seine Klasse: „Inklusion ist bei den jungen Menschen angekommen. Auf einmal fällt ihnen etwas auf und sie denken noch einmal neu an Andere!“

Den inhaltlichen Abschluss bildete ein Einblick in das Themenfeld Inklusion und Arbeit. Berufsschullehrer des Förderzentrums in Mitterteich, Mitarbeiter der Stiftlandwerkstätte und der Geschäftsführer der Integrationsfirma Arbeit&Lebenshilfe gGmbH gaben einen Einblick in die bestehenden Erfolge und Schwierigkeiten. Besonders die Arbeitswege im ländlichen Raum und das Verlassen der Sicherheit der WfbM sind noch Hinderungsgründe. Nichtsdestotrotz gibt es bereits viele Unterstützungsangebote.

Viel Applaus gab es für die inklusive Theatergruppe der WG St. Benedikt aus Mitterteich. Sie führten das Stück des „Münchners im Himmel“ von Ludwig Thoma auf.

Besonderer Dank gebührt auch dem KiWi-Chor  aus Waldsassen unter der Leitung von Martina Kick-Wittmann, die mit einem bunten Repertoire den Abend umrahmten.

Das Fazit: die Arbeit des Netzwerks in seiner Vielfalt beeindruckte alle Anwesenden. Herzliche Einladung an alle, die mitmachen wollen!

„Wir dürfen das Thema Inklusion nicht unterschätzen. Es betrifft unser Innerstes – wie wir zusammenleben. Das bedeutet, es spricht alles in und an uns an: unseren Kopf mit unseren Vorstellungen und Haltungen, unser Herz mit unseren Gefühlen zwischen Sehnsucht nach Verlässlichkeit und dem Wunsch nach Neuem, unsere Hände mit unseren alltäglichen Taten und unsere Füße, die entscheiden, welchen Weg wir einschlagen. Inklusion bedeutet: die, die am Rand der Gesellschaft stehen, brauchen den Mut und die Zuversicht, sich der Gesellschaft und deren Herausforderungen zu stellen und die, die in der Mitte der Gesellschaft stehen, müssen sozialer werden und alte Muster überdenken: was bedeutet Leistung und was bedeutet Normalität“, so Projektleitung Christina Ponader.

 

Bericht bei OTV vom 13.06.2016

Bericht in "Der Neue Tag" vom 12.06.2016

Bericht in "Der Neue Tag" vom 14.06.2016