Viele Texte sind lang und kompliziert.
In der Zeitung, in Broschüren, im Internet, auf Infotafeln.
Wir sind für eine einfache, kurze Sprache.
Verständliche Texte helfen allen Menschen.

Verständliche Sprache ist keine Kindersprache!

Was ist Verständliche Sprache?

Es geht um leicht verständliche Sprache.

Dazu gibt es verschiedene Konzepte: eines heißt „Leichte Sprache“ (aus der Behinderten-Selbsthilfe), eines „Einfache Sprache“ (aus dem Bibliotheks- und Verlagsbereich), ein drittes „Barriererfreie Information“ (von Candussi & Fröhlich).

Weil es einfacher ist, schreiben wir im folgenden Text immer Verständliche Sprache.

Wichtig bei Verständlicher Sprache ist: sie wird in der Regel immer von einer Prüfgruppe aus Menschen mit Behinderungen o.ä. kontrolliert.

Konzepte für Verständliche Sprache

Logo Leichte Sprache
Das ist das Zeichen für Leichte Sprache

 

Leichte Sprache

Leichte Sprache erkennt man an sehr einfachen Worten und kurzen Sätzen. Im Text stehen nur die allerwichtigsten Informationen. Leichte Sprache entspricht „Leseniveau A1“. Sie wendet sich an etwa 5 Prozent der Menschen in Deutschland. Für andere Menschen sehen Texte in Leichter Sprache oft seltsam aus.

 

Einfache Sprache

Texte in Einfacher Sprache sind gut verständlich. Sie vermeiden Fremdwörter, oder die Fremdwörter werden erklärt. Die Sätze sind meist nicht länger als 15 Wörter. In einem Satz steht höchstens ein Komma.

Einfache Sprache hat Leseniveau A2/B1. 95 Prozent der Bevölkerung können Texte in Einfacher Sprache lesen. Schwierigere Texte können 60 Prozent aller Deutschen nicht verstehen.

 

Barrierefreie Information

Der Capito-Qualitätsstandard bzw. das Leicht Lesen Gütesiegel unterscheidet nach 3 Sprachstufen: A1, A2 und B1. 

Diese Stufen orientieren sich an einer Einstufung, 
wie gut ein Mensch eine bestimmte Sprache spricht. 
Diese Einstufung gibt es in ganz Europa. 

Stufe A1:
A1 steht für die am leichtesten verständliche Stufe.
Verwendet werden nur einfache, bekannte Wörter und  kurze Sätze.
Die Sätze sind sehr einfach geschrieben.
In der Stufe A1 schreibt man nur die wichtigsten Informationen auf.

Stufe A2:
Informationen in A2 erklären ein bestimmtes Thema so, dass die Leserinnen und Leser die wichtigsten Informationen verstehen.
Zum Beispiel einen Bescheid oder eine Anweisung.
Die Leserinnen und Leser sollen auch danach richtig handeln können.
Zum Beispiel sollen sie schnell genug auf einen Bescheid antworten und keine Frist versäumen.

Stufe B1:
Informationen in B1 sind so gemacht,dass sie die meisten Menschen leicht lesen und verstehen können.
Es gibt keine schwierigen Fachbegriffe und Fremdwörter.
Informationen in B1 sollen die Mehrheit der Bevölkerung erreichen.
Auch die Menschen, die keine Fachleute auf einem bestimmten Gebiet sind.

Wer braucht Verständliche Sprache?

Viele Menschen haben Schwierigkeiten mit Texten.

Wir wollen für alle schreiben,

  • die Lese-Schwierigkeiten haben
  • die Lern-Schwierigkeiten haben
  • die Probleme mit dem Sprechen haben
  • die nicht so gut Deutsch können
  • die sich nicht lange konzentrieren können
  • die etwas Neues lernen wollen
  • die viele Erklärungen brauchen
  • die Hör-Schwierigkeiten haben
  • die an allem teilhaben wollen.

teilhaben heißt:
dabei sein, mitten drin sein, mitmachen, viel verstehen

Wie kann ich verständlich schreiben und sprechen?

  • leserfreundliche Gestaltung (Schriftart und -größe, Hervorhebungen, Absätze, kurze Zeilen, Zwischenüberschriften)
  • lange Sätze vermeiden (ein Gedanke pro Satz, Wichtiges zuerst, 9-14 Wörter)
  • Verständlicher Wortschatz (üblich, anschaulich, positiv)
  • Verben statt Substantive / aktiv formulieren
  • wenig Fragen
  • verständliche Bilder
  • persönlich ansprechen
  • auf Floskeln und Füllwörter verzichten
  • sprachliche Gleichstellung von Frauen und Männern

    Nicht wer den Text verfasst, sondern wer den Text liest oder hört, bestimmt was der Text (für ihn/sie) bedeutet. 

    Sprache verstehen ist die Welt verstehen.

Barrierefreie Textgestaltung

Im Internet:

  • Das Dokument muss ohne besondere Erschwernis nutzbar sein (keine Schutzmechanismen, spezielle technische Voraussetzungen)
  • Der Nutzer soll Teile des Dokuments gezielt ansteuern können (Gliederung / Strukturierung der Dokumente)
  • Einfügen einer Semantik: durch Kennzeichnung als Überschrift, Liste, Text oder Bildunterschrift wir das Dokument maschinenlesbar
  • Trennung von Inhalt und Gestaltung: Der Inhalt soll so eingebunden sein, dass er in unterschiedlichen Formen dargestellt werden kann
  • Nicht-Textinhalte auszeichnen: Alle Grafiken und Bilder müssen eine alternative Beschreibung für Blinde erhalten
  • Textvergrößerung muss möglich sein (inzwischen Standard bei allen Browsern)


Textformatierung:

  • Vermeidung von speziellen Formatierungen (Kursiv oder fett, Text in Großbuchstaben)
  • Sollte es sich nicht vermeiden lassen, wählen sie eine Form der Hervorhebung im ganzen Dokument (fett oder unterstrichen)
  • Vermeiden Sie exotische oder schwer lesbare Schriftarten
  • Gut lesbar sind serifenfreie oder sehr vertraute Schriftarten, z.B. Times New Roman oder Arial
  • Schriftgröße 12 wird empfohlen
  • Einfaches und einheitliches Layout (keine Einrückungen, gleiche Bündigkeit, maximal 3 Schriftgrößen – Überschrift, Unterüberschrift, Fließtext)
  • Der Text sollte immer linksbündig und im Flattersatz gesetzt werden.
  • Der Blocksatz hat sich nur für mehrspaltige Texte bewährt. Mehrspaltiger Text erhöht jedoch den Lese-Aufwand für Sehbehinderte.
  • Verwenden Sie gleiche Abstände für Buchstaben, Wörter, Zeilen und Absätze
  • Silbentrennung vermeiden
  • Zeilenlänge zwischen 50 und 60 Zeichen
  • Kurze Absätze
  • Lange Texte durch Zwischenüberschriften gliedern
  • Eingebettete Bilder vermeiden
  • Farben: schwarz auf weiß als bester Kontrast
  • Wichtige Informationen wie Seitenzahlen, IBAN, etc. sollten gut lesbar sein
  • Wichtige Informationen sollen auf den ersten Blick gefunden / erkannt werden (können)
  • Vermeidung von Kleingedrucktem

Mitmachen / Unser Angebot

Mitmachen kann jeder.

Ein besonderes Angebot ist die „Werkstatt Verständliche Sprache“.

Hier schreiben wir gemeinsam Texte in Verständlicher Sprache
und übersetzen schwierige Texte.

Auch Menschen mit Behinderung sind mit dabei.

 

Mitmachen

Helfen können uns alle,

  • die unsere Heimat gut kennen
  • die in Ämtern arbeiten
  • die in Geschäften bedienen
  • die in Vereinen mitarbeiten
  • die Veranstaltungen organisieren
  • die sich um Urlauber kümmern
  • die unsere Texte überprüfen wollen
  • die viele Texte für zu schwer halten
  • die die Inklusions-Idee unterstützen.

Unser Angebot

Wir bieten Schulungen für ihre Einrichtung, ihren Verein, ihre Organisation an.

Wir helfen ihnen dabei, Texte in Verständlicher Sprache zu schreiben.

 

Beispiele für Verständliche Sprache

Viele (öffentliche) Medien und Behörden haben inzwischen Texte in Verständlicher und Leichter Sprache.

Beispiele finden Sie hier:

Deutschlandfunk: nachrichtenleicht

Bundeszentrale für politische Bildung: Informationen in Leichter Sprache

Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Deutscher Bundestag: Das Parlament - Beilage in Leichter Sprache

 

Zum Nachlesen

Unser aktuelles Faltblatt dazu:

Texte - gut verständlich und barrierefrei!

 

Tipps für Leichte Sprache:  

www.leichte-sprache.org

www.leichte-sprache.de/

www.languagetool.org/de/leichte-sprache/

www.hurraki.de

www.lebenshilfe.de/leichte-sprache/woerterbuch/

https://nvs-wuerzburg.de/

 

Mehr zu Verständlicher Sprache:

Aus Politik und Zeitgeschichte 64. Jahrgang · 9–11/2014 · 24. Februar 2014 Leichte und Einfache Sprache
https://www.bpb.de/

Leicht Lesen. Der Schlüssel zur Welt. Herausgeber: Klaus Candussi / Walburga Fröhlich.
http://www.capito.eu/

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Leichte Sprache. Ein Ratgeber.
http://www.bmas.de/

Lebenshilfe Bremen (Hrsg.): Leichte Sprache. Die Bilder. 

 

Mehr zur barrierefreien Textgestaltung:

Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband
http://www.dbsv.org/leserlich

 

Sprache verändert Wirklichkeit!

Zum Schluss noch ein paar Worte,
wie in den Medien (Zeitung, Fernsehen, Internet) über Menschen mit Behinderungen gesprochen wird.

Oft werden Menschen mit Behinderung einseitig dargestellt:
der Mitleidsblick, 
der Blick auf die Schwierigkeiten
der Blick auf die Probleme überwiegt.
Entweder werden Sie als Helden
oder als Opfer dargestellt.

Wir wollen, dass Menschen mit Behinderungen so gesehen werden, wie alle anderen auch:
mit ihren Stärken und Schwächen,
mit ihrem ganzen Lebensalltag.

Ein wichtiges Projekt dazu ist "Leidmedien".
Hier gibt es Tipps, wie man journalistisch über Menschen mit Behinderung berichten kann.
www.leidmedien.de

Oft müssen wir uns an der eigenen Nase fassen,
wie wir über andere sprechen.
Lassen Sie uns heute damit anfangen!